14. Station: Ritterstraße 27

Familie Werberg

In dem heutigen Eingangsgebäude des Mindener Museums befand sich bis 1939 das Wohn- und Geschäftshaus der jüdischen Familie Werberg. Adolf Werberg hatte das Haus 1908 gekauft. Sein Sohn Leopold Maximilian Werberg, geboren am 24. Oktober 1891, erbte das Haus und betrieb hier ein Altwarengeschäft mit Schuhen und Konfektion. Mit ihm zusammen lebten seine Frau Bella geborene Philipp, geboren am 25. Juni 1898, und sein 1931 geborener Sohn Hans-Adolf.

Gleich nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 kam es zu ersten antijüdischen Ausschreitungen und Boykottmaßnahmen, von denen auch Werbergs Familie und Geschäft betroffen waren. Beim Novemberpogrom 1938 wurden, wie in vielen jüdischen Geschäften und Wohnungen Mindens, auch bei Werbergs die Schaufenster zerschlagen und die Ladeneinrichtung demoliert. Leopold Maximilian Werberg wurde ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt und dort misshandelt; er kehrte schwer erkrankt nach Minden zurück. Er und seine Frau beschlossen daraufhin, den Sohn Hans-Adolf mit einem der Kindertransporte aus Deutschland herauszubringen; er gelangte nach England, später in die USA, und konnte so die Nazizeit überleben.

Werbergs mussten das Haus 1939 zwangsweise an die Stadt Minden verkaufen. Der Kaufpreis in Höhe von 7.500 Reichsmark kam jedoch nicht der Familie Werberg zugute, sondern wurde von der Stadt einbehalten. 1952 wurde das Haus an den Sohn zurückerstattet und 1954 von der Stadt Minden zum zweiten Mal im Zuge der Museumserweiterung angekauft.

Leopold Maximilian und Bella Werberg wurden im Dezember 1941 mit vielen anderen Mindener Jüdinnen und Juden in das Ghetto Riga deportiert. Dort kamen sie am 11. Februar 1942 um. Über die Umstände ihres Todes ist nichts bekannt.