4. Station: Marienstr. 28

Arthur Salomon

Der jüdische Unternehmer Arthur Salomon wurde am 31. August 1876 in Minden als Sohn von Samuel und Henriette Salomon geboren. Er besuchte die höhere Schule bis zur mittleren Reife und absolvierte danach eine kaufmännische Lehre. Er blieb unverheiratet. Bis 1927 wohnte er im elterlichen Haus in der Immanuelstraße 16, danach in der Marienstraße 28.

Zusammen mit seinem Bruder Max betrieb er die ererbte Rohproduktenhandlung Samuel Salomon am Königswall 5 bis 9. Zum Unternehmen gehörte auch das Firmengrundstück Festungstrasse 10. Gegenstand des Geschäfts war der Handel mit Altmaterialien verschiedener Art: Metalle, Textilien, Papier, Glas. Wir würden es heute als Recyclingunternehmen bezeichnen. Nach Max‘ Tod 1923 nahm er den jüdischen Kaufmann Max Weinberg als Mitinhaber in das Unternehmen auf. Sie arbeiteten sehr erfolgreich, so dass nicht nur das Unternehmen florierte, sondern Arthur Salomon auch privat in guten wirtschaftlichen Verhältnissen leben konnte, wovon eine überdurchschnittlich eingerichtete 4-5-Zimmer-Wohnung zeugte.

Nach 1933 litt das Geschäft zunächst unter den antijüdischen Boykottmaßnahmen. Als die NS-Regierung die Bedeutung solcher Unternehmen für den Aufbau der Kriegswirtschaft und die Aufrüstung erkannte, begann die persönliche Verfolgung der jüdischen Inhaber mit dem Ziel, sie zu verdrängen und durch „arische“ Eigen-tümer zu ersetzen. Arthur Salomon wurde nach der Pogromnacht am 10. November 1938 mit vielen anderen jüdischen Männern Mindens in das KZ Buchenwald verschleppt, aus dem er nach Misshandlungen nach Minden, jedoch nicht in sein Geschäft, zurückkehren konnte. Das wurde im Dezember 1938 „arisiert“; es musste zwangsweise verkauft werden. Erwerber war der Mindener Kaufmann Fritz Berg. Das Unternehmen Samuel Salomon wurde am 15. Februar 1939 im Handelsregister gelöscht.

Über das Schicksal Arthur Salomons geben die Quellen unterschiedliche Auskünfte. Eine Quelle sagt aus, er sei am 31. März 1942 nach Warschau deportiert worden und später in Minsk verschollen; eine andere nennt Theresienstadt als Ort seines Todes. Als gesichert kann die Auskunft des Internationalen Suchdienstes in Arolsen gelten, wonach er im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurde. Lt. dieser Auskunft kam er am 1. August 1942 mit Transport XI/1 in das Konzentrationslager Theresienstadt; am 23. September 1942 wurde er von dort mit der Transport-Nr. 483-XI/1 nach Treblinka überstellt. Dieser Transport mit der Bezeichnung „Bq“ galt nach einer Mitteilung des tschechoslowakischen Roten Kreuzes vom 25. Mai 1951 als Todestransport.

Die Wohnungseinrichtung und das sonstige private Vermögen Arthur Salomons wurden nach seiner Deportation enteigne4._Salomon,Arthurt und versteigert.

Sein Teilhaber Max Weinberg wurde im KZ Dachau ermordet; für ihn liegt ein Stolperstein vor dem Haus Heidestraße 14.

In den 1950er Jahren machten drei Erbinnen Arthur Salomons, die das Naziregime überlebt hatten, Ansprüche auf Rückerstattung des „arisierten“ Unternehmens geltend. Kaufmann Fritz Berg, der damalige Erwerber, bezahlte insgesamt 36.000,- DM an sie, um damit ihre Ansprüche abzugelten.