5. Station: Kampstr. 34

Familie Simon

Zur jüdischen Familie Simon, die im Hause Kampstraße 34 wohnte, gehörten die Eltern Max und Johanna sowie der Sohn Alfons Amschel. Eigentümerin dieses Hauses war die „arische“ Deutsche Johanne Seller.

Max Simon wurde am 20. oder 23. September 1880 in Minden geboren. Er war Friseur und gleichzeitig Inhaber eines Puppengeschäftes; außerdem restaurierte er Puppen. Sein Geschäft betrieb er auch in diesem Hause. Am 20. September 1905 heiratete er die am 30. Mai 1874 geborene Johanna Nußbaum; sie stammte aus Salzkotten Krs. Büren. Am 25. November 1908 bekamen sie ihr einziges Kind, den Sohn Alfons Amschel. Dieser wurde Schlachter und Viehhändler und betrieb seit 1927 auch ein Handelsgeschäft mit Fellen.

Nach 1933 litten die Familie Simon und ihr Geschäft unter den zunehmenden antijüdischen Aktivitäten und Maßnahmen. In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 stürmte der Mob Geschäft und Wohnung; die Ladeneinrichtung und die Puppen wurden zerstört, Schaufenster und Scheiben wurden zerschlagen. Am 10. November wurden Max Simon und sein Sohn Alfons verhaftet; zwei Tage später wurden sie zusammen mit mehreren anderen männlichen Juden aus Minden in das KZ Buchenwald verschleppt, wo sie brutalen Misshandlungen ausgesetzt waren. Am 15. Dezember 1938 wurde Max Simon hier ermordet. Seine Leiche wurde verbrannt; die Urne wurde auf dem jüdischen Friedhof in Minden beigesetzt.

Alfons Simon kehrte aus dem KZ Buchenwald nach Minden zurück und wohnte zunächst wieder bei seiner Mutter. Im Jahre 1939 mussten sie die Wohnung verlassen und in das sog. „Judenhaus“ in der Kampstraße 6 umziehen. Hier wurden sie gemeinsam am 31. März 1942 verhaftet und anschließend in das Ghetto Warschau deportiert. Während Johanna Simon hier noch am 24. Mai 1942 von Augenzeugen gesehen wurde, verliert sich die Spur von Alfons Simon. Beide sind im Warschauer Ghetto umgekommen.