27. Station: Markt 8 (Löwenapotheke)

Ernst Lindemeyer und Getrud Lindemeyer geb. Loewenstein

Ernst Lindemeyer wurde am 18. Juni 1884 in Petershagen geboren. 1921 heiratete er in Rößel in Ostpreußen die am 26. September 1894 in Barten (Kreis Rastenburg) in Ostpreußen geborene Gertrud Loewenstein.

Ernst Lindemeyer war Apotheker und seit dem 1. September 1919 Inhaber der Löwenapotheke am Markt 8. In diesem Haus wohnte er auch mit seiner Familie, bis er – vermutlich nach der Auswanderung des 1922 geborenen Sohnes nach England und mutmaßlich zusammen mit seiner Frau – zu einem unbekannten Zeitpunkt in das ‚Judenhaus‘ an der Heidestraße 14 umziehen musste. Am 25. Juni 1936 wurde die Löwenapotheke zwangsweise verpachtet, wie es das „Gesetz über die Verpachtung und Verwaltung öffentlicher Apotheken“ vom 13. Dezember 1935 bestimmte. Am 11. Februar 1939 kam es zum Zwangsverkauf der Löwenapotheke. Bereits zuvor, vom 9. November bis zum 31. Dezember 1938, war Ernst Lindemeyer im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert gewesen. Der gesamte Hausrat und das gesamte Mobiliar wurden vom Finanzamt der Stadt Minden beschlagnahmt und dann an die Stadt Minden verkauft, welche alles ver-steigerte. Schließlich wurde auch der Familienschmuck zwecks öffentlicher Verwertung in die Pfandleihanstalt der Stadt Hannover gebracht, worüber am 31. März 1939 eine Bescheinigung ausgestellt wurde: Dort ist der Familienschmuck auf unbekannte Weise verschwunden.

Am 8. Dezember 1941 wurde Ernst Lindemeyer nach Riga deportiert. Vermutlich mit demselben Transport wurde auch seine Ehefrau Gertrud dorthin verbracht. Dort sind Ernst und Gertrud Lindemeyer verschollen: Sie werden wie viele andere Juden auch die Liquidierung des Ghettos am 2. November 1943 nicht überlebt haben, sind im Ghetto Riga verschollen. Beider gesamtes Vermögen wurde durch das Deutsche Reich eingezogen.