28. Station: Bäckerstraße 72/74

Alfred Pfingst und Frieda Pfingst geb. Loewenstein

Alfred Pfingst wurde am 16. April 1889 in Bischofsburg (Kreis Rößel) in Ostpreußen geboren. In Rößel heiratete er am 5. November 1918 die am 13. Februar 1893 in Barten (Kreis Rastenburg) geborene Frieda Loewenstein. Alfred Pfingst war als Kaufmann tätig: Ihm gehörte das Einheitspreisgeschäft „Alfred Pfingst am Wesertor“ an der Bäckerstraße 74-76. Dort wohnte er seit dem 1. August 1911; schon für den Tag der Heirat ist seine Frau bereits in Minden unter derselben Adresse gemeldet. Gemeinsam hatten sie drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn, die in Minden geboren wurden. Bevor die „Verordnung zur Ausschaltung von Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ vom 1. Januar 1939 in Kraft trat, wurden seitens der NSDAP 1938 in Minden Versuche unternommen, das Einheitspreisgeschäft zu ‚arisieren‘: Das scheiterte jedoch am Widerstand des Mindener Einzelhandels. So wurde die ‚Arisierung‘ des Geschäfts erst ab 1939 durchgeführt. Sie dauerte bis 1941, weil der mit der Geschäftsauflösung beauftragte Steuerberater Köllmann aus Minden sie bewusst verschleppte: Er war seit der Geschäftsgründung 1931 für Alfred Pfingst tätig. Als Alfred Pfingst 1938 in der Reichspogromnacht zum 9. November verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt wurde, beauftragte er Köllmann vertrauensvoll mit der Geschäftsführung. Ab Ende Januar 1939 war Köllmann dann offiziell im Auftrag der Stadt Minden mit der Abwicklung des Pfingstschen Geschäfts betraut. Aus dieser Aufgabe wurde er im April 1939 entlassen, weil man ihn für unzuverlässig, da persönlich der Familie Pfingst zugeneigt, befand. Die Abwicklung des Einheitspreisgeschäfts wurde daraufhin dem Rechtsanwalt und Notar Dr. Vockroth übertragen. Auch Vockroth zögerte die Liquidierung des Geschäfts bewusst hinaus; sie war erst Ende 1941 abgeschlossen.

Das Ehepaar Pfingst war bereits Anfang Juni 1939 nach Frankfurt a. M. umgezogen, hatte zuvor noch seine sämtlich unmündigen Kinder von Minden aus ins Ausland in Sicherheit gebracht, wo alle drei den Holocaust überlebten.

Über das weitere Schicksal von Alfred und Frieda Pfingst ist nur bekannt, dass sie von Frankfurt/M. nach Auschwitz deportiert und dort am 31. Oktober 1944 ermordet wurden.