3. Station: Heidestr. 14

Else und Max Weinberg

Im Hause Heidestraße 14 wohnte seit 1931 das jüdische Ehepaar Max Weinberg und Else Weinberg geb. Philippsohn. Es war das Eigentum von Else Weinberg.

Max Weinberg wurde am 22. Dezember 1890 in Norderney geboren, Else Philippsohn am 13. Juni 3_Else Weinberg1896 in Bückeburg. 1920 heirateten die beiden in Bückeburg. Von 1921 bis 1931 wohnten sie in der Besselstraße 13, danach in der Heidestraße 14. Beide Ehepartner engagierten sich in der jüdischen Gemeinde: Else gehörte zum Vorstand des „Israelitischen Frauenvereins“, Max gehörte zum Hauptvorstand der Gemeinde und war Vorstandsmitglied im „Centralverein Deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV)“. Else Weinberg blieb nach ihrer Heirat Hausfrau. Ihr Mann, ausgebildeter Kaufmann, stieg als Teilhaber in die Rohproduktenhandlung Samuel Salomon in Minden, Königswall 5-9, ein, in der Arthur Salomon Miteigentümer war.

Nach der Machtübergabe an die Nazis 1933 wurde3_Max Weinberg das Unternehmen immer stärker boykottiert, so dass die Geschäftstätigkeit fast zum Erliegen kam. Als die NS-Regierung die Wichtigkeit solcher Betriebe für die Aufrüstung und Kriegsvorbereitung erkannte, begann die Verfolgung der jüdischen Eigentümer mit dem Ziel, sie zu verdrängen und durch „arische“ Eigentümer zu ersetzen. Das gelang im Dezember 1938. Das Unternehmen musste zwangsweise verkauft werden; Käufer war der Mindener Kaufmann Fritz Berg.

Bereits früher, nach der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938, wurde Max Weinberg gemeinsam mit Arthur Salomon verhaftet und in das KZ Buchenwald verschleppt, wo er brutal misshandelt wurde. Im Dezember durfte er in seine Wohnung zurückkehren, jedoch nicht mehr in sein inzwischen „arisiertes“ Geschäft.

Am 13. Dezember 1941 wurden Max und Else Weinberg in das Ghetto Riga deportiert. Zu einem nicht mehr feststellbaren Zeitpunkt wurden beide später in das KZ Kauen (polnisch: Kowno) eingeliefert. Hier wurden sie getrennt. Else Weinberg wurde am 19. Juli 1944 mit der Häftlingsnummer 48504 von Kauen in das KZ Stutthof bei Danzig deportiert. Ihr Todestag und -ort wie die Umstände ihres Todes sind nicht bekannt. Sie starb entweder in Stutthof oder nach Auflösung des Lagers im Januar 1945 auf einem der berüchtigten Todesmärsche nach Westen. Max Weinberg wurde am 29. Juli 1944 von Kauen in das KZ Dachau deportiert. Mit der Häftlingsnummer 85015 wurde er dem Außenkommando Kaufering zugewiesen. Er starb dort am 20. Oktober 1944. Die Umstände seines Todes sind unbekannt. Sein Geschäftspartner Arthur Salomon wurde in Treblinka ermordet; für ihn liegt ein Stolperstein vor dem Haus Marienstraße 28.

Nach der Deportation des Ehepaares Weinberg nach Riga wurde ihr Haus samt Einrichtung beschlagnahmt und enteignet. Neuer Eigentümer war der in Minden und Umgebung als brutaler Schläger berüchtigte SA-Standartenführer Wilhelm Freimuth. Freimuth fiel zu Anfang des Krieges in Polen. 1956 mussten seine Witwe und ihre sieben Kinder das Haus nach einem siebenjährigen Rückerstattungsverfahren räumen und an die Erben von Else Weinberg zurückgeben.