22. Station: Königstraße 39

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Ehepaar Widawsky

Im Hause Königstraße 39 wohnte seit 1931 das kinderlose jüdische Ehepaar Widawsky.

Cheim Widawsky wurde am 28. August 1879 im polnischen Warta geboren, das zu der Zeit zum russischen Reich gehörte. Er war von Beruf Weber. Im 1. Weltkrieg kämpfte er in der russischen Armee; er geriet in deutsche Gefangenschaft und wurde   DSC_2350_Dina-Widawsky1915 zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Von 1915 bis 1918 arbeitete er in Beuel bei Bonn und Berlin. 1918 konnte er nach Polen zurückkehren, wo er am 5. Juni in Zdunska Wola Dina Berkowicz heiratete. Sie wurde am 15. Oktober 1880 hier geboren. Das Ehepaar zog im Juni 1920 nach Minden, wo es zunächst in der Simeonstraße 8 Wohnung fand; 1931 zog es dann in die Königstraße 39.   Cheim Widawsky fand zunächst bei der Firma Michelsohn Arbeit. 1923 machte er sich als Händler mit Textilwaren und Reisender selbstständig. Seine Frau war Hausfrau. 1931 stellte er für sich und seine Frau einen Einbürgerungsantrag, der aber abgelehnt wurde. Sie blieben somit polnische Staatsbürger.

Am 28. Oktober 1938 wurden in der sog. „Polenaktion“ ungefähr 17.000 JudeDSC_2339_Dina-Widawskyn mit polnischer Staatsangehörigkeit aus dem Deutschen Reich ausgewiesen und an die polnische Grenze abgeschoben. Zu ihnen gehörten neben weiteren Mindener Juden auch Cheim und Dina Widawsky.

DSC_2339_Chaim-Jakob-Widawsky

Weil Polen die Deportierten zunächst nicht aufnahm, vegetierten sie bei Kälte, Schnee und Regen im Niemandsland zwischen den Grenzen. Nach zwei Wochen öffnete Polen die Grenze und brachte die Ausgewiesenen ins Internierungslager Bentschen (polnisch: Zbasczyn). Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurden sie mit unbekanntem Ziel deportiert, sehr wahrscheinlich nach Warschau. Hier verliert sich die Spur von Cheim und Dina Widawsky. Wo und wann sie umgekommen sind, ist nicht mehr festzustellen.