32. Station: Friedrich-Wilhelm-Straße 38

Bradmöller, Friedrich

Friedrich Bradmöller wurde am 29. November 1895 in Minden geboren. Seine Eltern waren der Glasmacher Wilhelm Bradmöller und Marie Bradmöller geb. Stahlhut. Er war evangelisch. Die Familie wohnte in der Friedrich-Wilhelm-Straße 38.

 Im Alter von zwei Wochen erleidet Friedrich Bradmöller eine schwere Kopfver-letzung, die eine längere Bewusstlosigkeit zur Folge hat. Spätere ärztliche Gutachten führen seine geistigen Schwächen darauf zurück. Der Besuch der öffentlichen Schule muss nach zwei Wochen abgebrochen werden. Im Alter von sieben Jahren wird er in das sog. „Blödenheim“ des Wittekindshofes eingewiesen.

Die dortigen Ärzte attestieren das Fehlen jeder geistigen Entwicklung; sie diagno-stizieren angeborene Idiotie und bezeichnen ihn als leicht tobsüchtig, zeitweise heftig, aber auch zeitweise freundlich. Im Wittekindshof (Bad Oeynhausen-Volmerdingsen) besucht Friedrich Bradmöller die Anstaltsschule, allerdings wegen seiner geistigen Schwächen, verbunden mit Kurzsichtigkeit und Schwerhörigkeit, nur mit geringem Erfolg. Im Alter von siebzehn Jahren werden ihm jedoch auch Fortschritte bescheinigt. Bis 1938 weisen mehrfach Atteste darauf hin, es sei dauernde Anstaltspflege notwendig.

Im November 1941 wird der größte Teil der Patienten des Wittekindshofes in andere Heilanstalten verlegt. Friedrich Bradmöller kommt in die Provinzial-Heilanstalt Gütersloh. Schon kurz nach seiner Aufnahme fragt die „Gemeinnützige Kranken-Transport-GmbH Berlin“ nach dem Verbleib Friedrich Bradmöllers. Diese Ein-richtung übernahm mit den berüchtigten „grauen Bussen“ den Transport von behinderten Menschen in die Euthanasieanstalten. Im Oktober 1943 wird er in die Gau-Heilanstalt Warta im besetzten Polen verlegt. Warta gehörte während der deutschen Besatzungszeit zum „Reichsgau Wartheland“. Die dort schon seit Jahrzehnten bestehende Heilanstalt war von den Nazis zur Euthanasieanstalt umfunktioniert worden. Anfang 1945 wird die Anstalt vor der vorrückenden Roten Armee geräumt, Friedrich Bradmöller wird nach Tiegenhof (polnisch: Dziekanka) verlegt. In dieser Euthanasieanstalt wurden medizinische Versuche an Patienten angestellt. Hier wird Friedrich Bradmöller vermutlich am 29. März 1945 ermordet.

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