25. Station: Obermarktstr. 19

Marcel Lilienthal

Im Haus Obermarktstraße 19 existierte seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein Bankgeschäft, das von dem jüdischen Kaufmann Moses Lilienthal begründet worden war. Von 1910 bis 1935 war Bruno Lilienthal der Inhaber. Ihm gehörte auch das Haus, in dem es neben Wohnungen auch eine Filiale der Lebensmittelkette Heinrich Hill AG gab.

Ab wann Marcel Lilienthal hier wohnte, ist nicht mehr zu ermitteln. Über ihn geben die vorhandenen Quellen nur sehr spärliche Auskunft. Er wurde am 8. Januar 1922 in Berlin geboren. Er war Jude. Weder über seine Eltern noch über seine verwandtschaftliche Beziehung zu Bruno Lilienthal sind Unterlagen vorhanden. Sicher ist, dass er in diesem Haus gelebt hat.

Wahrscheinlich bereits vor dem 2. Weltkrieg emigrierte er nach Frankreich. Nach der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht wurde er im Jahr 1940 verhaftet und im Lager Gurs in Südfrankreich interniert. Es ist möglich, dass Verhaftung und Internierung durch die französischen Behörden erfolgten. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde er von Gurs in das Internierungslager Drancy bei Paris überstellt. Von hier wurde er am 4. September 1942 mit dem Transport Nr. 28 nach Auschwitz deportiert. Dort wurde er ermordet. Tag und Umstände seines Todes sind nicht bekannt.

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Über das Schicksal des Bruno Lilienthal wissen wir nichts. Sein Haus in der Obermarktstraße 19 wurde enteignet und „arisiert“; Erwerber war die Heinrich Hill AG.