29. Station: Weserstraße 12

Alexander Strauß und Otto Strauß

Alexander Strauß, geb. am 6. 10. 1883 in Schewitz Kreis Treblitz. Otto Strauß, geb. am 27. 10. 1911 in Schötmar, beide zuletzt wohnhaft Minden, Weserstr. 12.

Alexander Strauss war katholisch. Laut Trauregister der Domgemeinde Minden heiratete er am 21. April 1908 Alwine Louise Fischer, die am 26.08. 1889 in Bruchhausen/Kreis Hoya geboren wurde. Der Ehe entstammten 5 Kinder.

25_Alexander StraussAlexander Strauß war als Pferdehändler tätig, nebenberuflich besaß er eine Drehorgel. Er besuchte Messen und Märkte und galt als tüchtiger Geschäftsmann mit guten Verdiensten. Er lebte mit seiner Familie in gut situierten Verhältnissen und galt als vermögend.

Am 3. 3. 1943 wurde Alexander Strauß mit seiner Frau Alwine Louise und seinen Kindern aufgrund der Umsetzung des Himmler-Erlasses ins KZ Auschwitz verbracht. Dieser Erlass beinhaltete Sinti, Roma und Zigeunermischlinge in KZs zu verbringen und sie dort zu töten. Ein Beamter der Kripo in Minden, Fleßner, hatte Alexander Strauss vor der stattfindenden Verhaftungsaktion gewarnt. Dieser nahm die bevorstehende Verhaftung zwar zur Kenntnis, wollte aber nicht so sehr daran glauben. Schließlich sei er ein angesehener Mann, habe ein gutes Gewerbe für das er seine Steuern zahle und habe sich nichts vorzuwerfen. Morgens um 4.30 Uhr wurde die ganze Familie neben anderen Mindener Sinti verhaftet und in das Gerichtsgefängnis in Minden eingeliefert. Am 4. 3. 1943 wurden sie nach Hannover überführt und von dort weiter in das Konzentrationslager Auschwitz verbracht.

Alexander Strauss erhielt laut Eintrag im Hauptbuch des Zigeunerlagers (Männer) die Häftlingsnummer 426.Sein Sohn Otto Strauss bekam die Nr. 425.

25_Otto StraussWährend Alwine Strauß und vier ihrer Kinder Auschwitz und andere KZ-Lager überleben, werden Alexander Strauß und einer seiner Söhne, der gehbehinderte Otto Strauß, die Hölle Auschwitz nicht überleben. Otto stirbt nach fast 8 Wochen an den Lagerbedingungen laut Zeugenaussagen am 27. 04. 1943 an Flecktyphus.

Laut Zeugenaussagen und Aussagen der überlebenden Familienangehörigen wird Alexander Strauß von den Wachleuten misshandelt. Er erhält, über den berüchtigten Bock gelegt, Knüppel- und Peitschenhiebe besonders auf die Nieren. Er stirbt unter Qualen in den Armen seines Jüngsten Sohnes Heino Strauss am 31. 12. 1943. Als Todesursache wurde Herz- und Blutkreislaufschwäche angegeben.

Hans Strauss sagte bei der Verlegung der Stolpersteine am 12. 3.2011:
„Wir möchten dazu anmerken:
Der Stolperstein soll eine Mahnung sein. Er darf nicht dazu verwendet werden, Hass zu schüren.
Der Name Fleßner ist seit dieser Zeit ein Begriff in unserer Familie, ein Name, den auch mittlerweile unsere Kinder kennen. Herr Fleßner hat nicht nur unseren Großvater gewarnt, sondern die schon eingezogenen Ausweise an den ältesten Sohn unseres Großvaters ausgehändigt. Mit einer Art von ihm persönlich ausgeschriebenen Passierschein konnte unser Onkel Hugo Strauss mit seiner Ehefrau Dorothea Strauss ins Ausland flüchten. Deshalb müssen wir auch der Helfer gedenken, die in dieser gefährlichen Zeit ihr eigenes, aber auch das Leben ihrer Familie aufs Spiel setzten.“